Über unser
Verstehen hinaus
„Jesus Christus spricht:
Das Reich Gottes ist
mitten unter euch.“
Lukas 17,21
„Dein Reich komme.“ So bitten wir jedes Mal, wenn wir das Vaterunser beten. Immer wieder. Mit dieser Bitte machen wir das Reich Gottes zu unserer Sache. Wir hoffen, dass es unter uns Wirklichkeit wird.
Vor Jahren hörte ich einen Vortrag des amerikanischen Theologen Trey Hall. Beim Forum Evangelisation in Braunfels warb er dafür, das Reich Gottes als eine Realität zurückzugewinnen. Er beklagte, dass in der modernen Welt viele Menschen nicht mehr damit rechnen, dass Gott unter uns handelt. Er nannte es eine Misere, dass viele das Gefühl dafür verloren haben, dass etwas unsere Grenzen übersteigt. Dadurch wird das Leben „flach“, sagte Trey Hall.
Auch auf die Kirchen färbe dies ab. Es gäbe heute eine „theologische Flachheit“, die nur noch ethische und moralische Aussagen wagt. Dabei ist das Reich Gottes eine Wirklichkeit. Die Kraft Gottes, tief und unbekannt, übersteigt unser Verstehen und rettet uns, sagte Trey Hall. Es ist Zeit, das Reich Gottes wieder zu suchen und wahrzunehmen.
In der Gemeinde in Bremen erlebe ich etwas vom Reich Gottes, wenn wir im Gottesdienst zum Kerzengebet einladen: Hier ist ein Raum, wo Frauen, Männer und Kinder Gott danken für das Schöne, das sie erlebt haben. Und sie treten vor Gott für andere ein: Kranke sollen gesund werden, Menschen in Kriegsgebieten mögen bewahrt bleiben. Ich empfinde, dass bei dem Kerzengebet ein Netz von Gebeten entsteht, das unserer Gemeinschaft und unserem Glauben Tiefe gibt. Wo wir uns der Wirklichkeit Gottes öffnen, erleben wir das Reich Gottes unter uns. Ich danke allen, die mitbeten und darauf setzen, dass Gott uns hört und an uns handelt.
Ihr Michael Putzke, Pastor an der Erlöserkirche in Bremen