GRUSSWORT / ANDACHT

Liebe Geschwister, liebe Freunde, so sehe ich aus, als ich dieses kleine Grußwort schreibe. Tatsächlich hat mich Corona ausgerechnet kurz vor der Jährlichen Konferenz erwischt – gefühlt so ziemlich zum unpassendsten Zeitpunkt. Im Leben sind wir eben manchmal zum Anhalten und Nachdenken gezwungen. Warten, Anhalten, Unterbrechen kann genau richtig sein. Darum geht es nicht nur in der nebenstehenden Andacht von Pastorin Lange, sondern es ist auch die Botschaft in vielen Texten dieser Sommerausgabe des Gemeindebriefes.

Sommer ist die Zeit, in der fast jeder auf die ein oder andere Weise wenigstens eine kleine Auszeit nimmt, einen Besuch oder eine Reise unternimmt, Luft holt, bevor die Aufgaben des Herbstes auf uns zukommen. Diese Jahreszeit macht es uns ja leicht, dankbar zu genießen, Kontakte zu pflegen, uns an der Natur zu freuen und uns in allem an die Güte Gottes zu erinnern: ein kurzes Gebet für all  die  Schönheit, während man sich ins Sommerglück fallen lässt. Denn das ist das Kostbarste an den unfreiwilligen und selbstverordneten Pausen, dass sie uns die Nähe Gottes wieder bewusst machen.

Ich wünsche Ihnen und Euch viele wunderbare Unterbrechungen in diesem Sommer. Mit herzlichen Grüßen

Ruthild Steinert

PS: Die Zusammenarbeit in der Region brachte uns auf den Gedanken, auch die Andachten für die Gemeindebriefe wechselseitig zu verfassen und auszutauschen. Das gibt die Möglichkeit, als Leser auch andere PastorInnen aus Nachbargemeinden näher kennenzulernen.

Andacht

„Mose sagte:
Fürchtet euch nicht!
Bleibt stehen und schaut zu,
wie der HERR euch heute rettet!“

Exodus 14,13

Zum Abschluss einer Kinderbibelwoche spielten wir die Mosesgeschichte im Gottesdienst nach. Da passierte es, dass die Kinder, welche die Ägypter spielten, mit selbstgebastelten  Streitwagen  einfach zu schnell waren. Sie waren schon dabei, die Gruppe der Israeliten zu überrennen. Die Erwachsenen mussten die „Ägypter“ in ihrem Spieleifer bremsen, sonst hätte die Geschichte einen anderen Ausgang genommen als in der Bibel. Denn wir waren beim Erzählen noch nicht so weit, dass sich das Schilfmeer vor den Füßen der Israeliten hätte öffnen können. Die Rettung war noch nicht in Sicht.

Mit unserem Spiel waren wir ganz nah an der Geschichte dran: die Bedrohung im Nacken und kein Ausweg in Sicht. Da soll man sich nicht fürchten, sondern stehen bleiben und zuschauen, dass Gott rettet? Es gibt diese Schilfmeersituationen immer wieder. Menschen machen sich auf – persönlich oder beruflich. Sie wagen etwas, sie lassen Altes hinter sich. Doch dann erleben sie, dass es nicht mehr weitergeht. Sie stecken fest. Die Vergangenheit holt sie ein. Bedenken kommen auf, die Angst: War alles umsonst?

Ich denke auch an Aufbrüche, die Gemeinden gewagt haben. Voller Hoffnung sind sie neue Wege gegangen, haben damit neue Menschen erreicht, doch dann kommen sie an eine Stelle, wo es nicht mehr weitergeht. Manchmal ist es so, dass wir von uns  aus  nicht  weiterkommen. Furchtgetriebene Aktivität führt zu nichts. Dann heißt es stehen bleiben und vertrauen auf Gott, der uns heraushilft und rettet.

In der Kinderbibelwoche war am Ende der Jubel groß, als der Streitwagen im Meer, also unter einem großen blauen Schwungtuch versank. Für die Geretteten taten sich neue Wege auf.

Dieses Vertrauen auf Gottes Handeln wünsche ich Ihnen und Euch.

Pastorin Katharina Lange (Bezirk Bremen, Delmenhorst/Neerstedt)

Hinweis: In der Region „Weser und umzu“ schreibt ein Pastor oder eine Pastorin jeweils für alle Gemeindebriefe eine Andacht. Das ist Teil unserer Zusammenarbeit. Zur Region „Weser und umzu“ gehören die Gemeindebezirke Bremen, Bremen-Nord, Bookholzberg und Delmenhorst-Neerstedt.