Andacht

„Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind,
seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,
sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.“

Klagelieder 3,22-23

Vom Kinderwagen zur Barmherzigkeit –
wie Glaube unseren Blick verändert

Vor 26 Jahren war meine Frau Katharina mit unserem ersten Kind schwanger. Wir mussten so vieles bedenken: Ich suchte einen Wickeltisch, ein Kinderbett und einen Kinderwagen. Ich erinnere mich gut daran, dass ich damals einen neuen Blick bekam für meine Umwelt: Überall sah ich Bäuche – Frauen, die schwanger, ja hochschwanger waren. Dazu entdeckte ich Eltern, die mit Kinderwagen spazieren gingen. Es waren so viele! Die waren alle vorher auch da, aber ich habe sie nicht gesehen. Als ich mich dann mit dem Thema beschäftigte und weil es mir persönlich einfach wichtig war, habe ich so viele gesehen.

Mir hilft das gerade in diesen Zeiten, in denen viele den schwindenden Gemeinsinn beklagen, den Populismus und dass Diskussionen schnell im Schwarz-Weiß-Denken enden. Ich will diese Probleme gar nicht klein reden – ja, das gibt es alles und ich beklage das auch. Aber gerade jetzt will ich die Güte Gottes sehen und seine Barmherzigkeit. Sie hat kein Ende, sie ist jeden Morgen neu.

Ich schätze in unseren Gottesdiensten die Kerzengebete, in denen Menschen Gott um Kraft für ihren nächsten Schritt bitten oder sie danken, weil sie etwas Schönes erfahren haben. So kann ich miterleben, wie Menschen im Vertrauen auf Gott durch das Leben gehen. Wenn Glaube in uns lebt und wächst, dann können wir anders auf unser Leben sehen – trotz vieler Probleme, Mühen und Sorgen erleben wir Gottes Güte, seine Barmherzigkeit und Treue. Ich wünsche Ihnen diesen Blick auf Gottes Handeln unter uns.

Pastor Michael Putzke
(Bezirk Bremen)